The E-Bike Diaries

E Bike Diario

/ Bolivia

Madrid, 20. Februar 2016

Sitze im roten Kunstlerderfauteuil der Iberia VIP-Lounge. Meine rurale Herkunft wird mir wieder mal schlagartig bewusst, wie ich am Buffet von Cava, Rotwein, Bier, Snacks , Lachs und Eis stehe und mich frage wo man hier bezahlen muss. Die anderen Gäste greifen eifrig zu, bedienen sich und setzen sich in Ihre Fauteuils. Mir nichts dir nichts. Ich also auch. Versuchs mal mit ‘nem Bier. Mahou, cinco estrellas. Klappt auf Anhieb, keine strafenden Blicke, nirgends. Am meisten beobachte ich mich selbst. So lässt sich’s warten. Sauf den Tresen leer und flieg dann übers Meer.

Beim Abschied von meinen drei Frauen heute von Sibylle, Johanna und Ella bin ich mir wieder bewusstgeworden wie unbedingt die Liebe zwischen uns ist. Das ist auch das Schöne dran am Verreisen, zu merken was hinter dem Scheinbar selbstverständlichen steckt. Eine grosse heftige Umarmung, ein Kuss voller Vertrauen ins Leben und in die Verbundenheit.

Andreas hat die Flyer-Ersatzpneus vorbeigebracht und dazu ein paar Geschichten aus Argentinien. Er ist begeistert vom Reisen mit den E-Bikes. Das ideale Tempo, wo man alles mitkriegt und doch vorankommt, anhalten kann wos passt und nicht bis ans Limit gehen muss. Dort würde es nur noch weh tun, die Tränen kommen und man ist nur noch mit sich und seinen eigenen körperlichen Grenzen beschäftigt und kriegt gar nicht mehr mit wie schöns ist, am Berg. Nicht so beim Flyern, da kann man zur Not auch in den Turbo Modus schalten.

Nervosität hat auf sich warten lassen und ist dann doch nicht gekommen. Komfortabel sich in Lucas Pläne einfach so einklinken zu können. Bestellliste abhaken. Tipps beachten, schief gehen kann eigentlich nicht viel. Ein Monat raus aus der Zürcher Komfortzone. Man kann sich s leisten. Frag mich grad für wen ich das da schreibe. Gibt’s ein Zielpublikum? Eigentlich nein. Soll halt lesen wer will. Seis drum: Bier her.

San Salvador de Jujuy 22.2.2016

Mit dem Flyer durch den Dschungel geflogen. Das war alles ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Die Temperatur: 25 Grad beim Start am Morgen in Salta und ich hatte grad mal 15 erwartet, wenns gut geht. Sowas kann man sich ja auch immer kaum vorstellen, dass es Sommer ist und warm, wenn einem in Zürich die Nullgradgrenze und der Wechsel zwischen Schnee und Regen in der Defensive hält. Start also 1200 m über Meer. Ein Flughafen hat dieses Salta wo das Gepäck noch mit Traktor und Wagen vom Flugzeug zum ratternden Band gebracht wird. Aber eine halbe Stunde zu früh angekommen, das glaubt keiner. Ganz entgegen den Prophezeiungen im Reiseführer, dass die Argentinischen Airlines in der Regel mit einer Stunde Verspätung losfliegen oder erst am Tag drauf. Angekommen also gestern Gott sei gedankt, also das hat der Taxifahrer für mich gemacht, dem Gott gedankt, und Luca mit dicker Coca-Backe war auch überrascht, dass ich schon da bin. Gleich krieg ich auch die Einführung in Packmasse, Satteltaschen, Batterien und Adapter, möglichst ausgeglichenes Gewicht links und rechts, Ersatzteile und Werkzeuge, Schlafsack, Zelt und Kocher im Trailer.

Aus der Vorstadt raus ist so ein Ding mit bepacktem Rad und Trailer. Schon ein richtiges Gefährt, das nicht so ganz flexibel ist wie mein Stadtvelo. Gleichgewicht ist alles. Luca der alte Indianer findet ohne zu Zögern die alte Strasse nach Caldera. Und die ist traumhaft. Zuerst über den Rio Leon der den Namen Rio noch verdient. Weit verzweigtes Gerinne und mitten in Kiesinseln ein Bagger und Laster. Aber da ist so viel Kies, da stört mich Kieslover nicht mal das. Hier dürfen sie dem Fluss ruhig etwas Kies klauen. Und dann, der Hangkante entlang auf einwandfrei asphaltierter Strasse – ich hatte von Schotter und Sandpisten gehört und alpgeträumt – allmählich in den immer dichter werdenden grünen Dschungel. Eine Passstrasse mitten in und durch den Nebelwald. Bromelien auf den gigantischen platanenartigen Bäumen 100faches Grün. Ab und an wird der Blick frei auf die vernebelten Bergkuppen. Oben sind wir dann tatsächlich in der Wolke drin und im warmen Regen. Die Regenklamotten, tadellos gepackt in der vorderen Satteltasche, schnell zur Hand und weiter geht’s. Allmählich kam der Hunger doch im Eifer aus der Stadt raus zu kommen hatten wir lediglich Wasser gekauft. Also mach ich auch dicke Coca-Backe und siehe da. Trockene Blätter, die man ordentlich einspeicheln muss und allmählich aussaugt. Das Hungergefühl vergeht und die Freude am über die Strasse Flyern wächst ungebremst. Ab und an eine Kuh oder n Muni am Wegesrand, die verwundert kucken. Eine Indiofamilie im Renault überholt uns ab und an. Ganz offensichtlich auch genauso begeistert von der grünen Hölle. Fotografiert ausgiebig wie wir. Sonst kaum Verkehr. Ein, mal über holt uns ein Backpacker Motorrad mit BE-Kennzeichen. Die Frau fest an ihren Berner geklammert, die Satteltaschen gut gefüllt. Los suizos son überall!

Quica/Humahuaca 23.2.2015

«Desayuno de munecas de Barby» schimpfte Luca, heute Morgen, tief über seinen Café gebeugt. Barbypuppenzmorge: Kleine croissant kleine Töstli, Mini Brötli und, die Messer sind auch eher aus dem Puppenahaus. Dafür individuell und der Rasen schön gemäht im grünen Hof. Nur der Swimmingpool leider nicht so, dass man wirklich reinspringen möchte. Macht sich aber gut auf Ebookers. Die hatten wir nämlich konsultiert, nachdem ersten drei schäbigen Hotels in Jujuy, wo wir letzte Nacht rasteten unverschämt teuer waren… Da war unsere Muneca-Abstiege dann doch grad noch preiswert.

Von Jujuy nach Quica durchquerten wir heute die Quebrada de Humahuaca. 120 Kilometer rund 1700 Höhenmeter. Wir schleppen viel mit, Ersatzbatterien, Ladegeräte, Zelt und Mätteli und Fahrradreperaturzeugs, man weiss ja nie. Die Velos auch recht schwer und der Trailer insgesamt mit Klamotten und Velo werden es wohl an die 110 kg sein je Gefährt und wir dann noch obendrauf. Aber mit E- Unterstützung lässt sich selbst dieses Gewicht bewegen ohne dass man gleich ans Limit kommt. Kaum vorstellbar, dass mein Bruder Simon, hier aus eigener Kraft durch die Anden gestrampelt ist, some time ago. Respekt.

Dem Rio Grande entlang gewinnen wir nach und nach an Höhe. Nur Leider gibt’s nur eine Strasse durch die Quebrada und die ist zuerst «Autopista». Reichlich ungewohnt auf der Autobahn Velo zu fahren. Da wo die Autopista schliesslich aufhört ist die «carretera del norte» immer noch reichlich befahren, Laster Busse, Pickups Motorräder überholen uns den ganzen Tag. Hupen, meist durchaus gut gemeint, aber brausen doch oft mit an die 100 Sachen an uns vorbei. Das ist mit der Zeit ganz schön anstrengend, wir hoffen es nimmt dann je weiter oben desto ab, war aber nix. Offenbar eine Transitstrecke. Am gefährlichsten sind die Überlandbusse, die kennen keine Bremsen. Aber dieser Stressfaktor geht bald vergessen im atemberaubenden Naturspektakel, das uns die Quebrada bietet. Ein Flussbett an die 5 km breit, weit verzweigte Wasserläufe die braun daherkommen. Die Strasse am Hangfuss, auch die Dörfer, da wos welche hat, an den Flanken. Das Tal unten gehört dem Rio Grande, der im Moment zwar gar nicht so grande ist aber offenbar schnell grande werden kann. Daher überall Warnschilder «en caso de lluvia» schnell weg. Zuerst sind die Talflanken noch saftig und grün, nicht mehr die Grossen urwaldartigen Bäume wie gestern, eher Gestrüpp, aber wild und unendlich dicht. Doch je mehr wir an Höhe gewinnen desto karger wird die Vegetation und desto heisser und direkter brennt die Sonne uns auf den Deckel, sodass wir uns dick eincremen, auch die Finger nicht vergessen und Luca sogar seine Banküberfallmütze anzieht. Ich setze mir gerne die fancy Dackel- Schildmütze auf damit Ohren- und Nacken auch geschützt sind.

Zwar ist das Fahren mit den E-Bikes wirklich kein Vergleich mit der Mühsal einer Mountainbiketour aber pedalen muss man noch immer und nach der gestrigen Euphorie spür ich schon meine Knie und das ungefähr nach Kilometer 20. Auch sonst zieht’s ein bisschen hier und dort, ein Spaziergang wird die Tour also nicht und ich bin froh, dass ich auch ein Säckli Cocablätter bekommen habe. Das Kraut ist jedoch schärfer als das gestern und meine Hamsterbacke wird allmählich etwas taub, dafür meine Beine wieder spritziger. Jetzt müsst ich wohl hier die unglaublichen Farben und Felsformationen beschreiben, die links und rechts in die Höhe ragen und sich nach jeder Kurve ändern. Aber was sich da abspielt, könnt ich nicht in Worte fassen und bin froh haben wir dafür die Fotos. Auch die werden nicht das live Schauspiel wiedergeben, das uns fasziniert aber Lucas Bilder zeigen grossartige Eindrücke daraus.

2 Uhr nachmittags sind wir oben, bei der Kreuzung, wo die Passtrasse nach San Pedro de Atacama nach Chile abzweigt und müssen beide zugeben schon ziemlich am Ende unserer Kräfte zu sein. Entscheiden uns drum in Purmamarca ein Restaurant zu suchen, die Batterien, unsere und die der Bikes aufzuladen, damit in der 2. Tageshälfte vermehrt auf den Turbomodus zurückgreifen können und so sicher bis ans Ziel kommen. Das cabrito y papas schmeckten gut, war zwar erstaunlich teuer, muss am Höhenzuschlag liegen?!? dafür haben wir zugleich unsere ganze Batterie Batterien durchgeladen und vom chefe sogar noch einen Mate bekommen.

Ich warte eigentlich immer drauf, dass es endlich mal wieder runtergeht. Tut es aber nicht und wird es wohl auch nicht so schnell. Unsere Tour durch den «Altiplano, die Hochebenen zwischen den beiden Andenketten steigt von Süden nach Norden kontinuierlich an bis nach La Paz el Alto. Nomen est Omen. Kein Entrinnen also. Die zweite Tageshälfte mit Turbounterstützung und dem allmählich weicher werdenden Licht war der Hammer. Wir machen viele Photostopps, fast ausschliesslich von Landschaften die uns fesseln und kommen aufn Trip. Sogar Pferde mit Windmähnen, wie im Kalender aber echt, werden zum Sujet. Rund 100 Fussballplätze haben wir wohl in den beiden Tagen passiert. Völlig absurd, oft out in the nowhere. Aber alle sehr charmant, rostige Tore, ungemähtes Gras, Sand oder Steppe, verlassen doch überall da im Land des Vizeweltmeisters. Vielleicht ein Sujet das man der Fifa verkaufen könnte?

Schliesslich entscheiden wir uns kurz vor der «Grossstadt» Humahuaca zu nächtigen und und kehren in Uquia unterhalb der Quebrada de las senoritas ein, wo wir nun in einer cabinita hocken, bzw. schon liegen, ich demnächst auch, nachdem wir bei Senorita Rosa eine lecker Quinoa Schnitte mit Käse überbacken und einen Salat aus ihrem eigenen biologischen Garten gekriegt haben.

Abra Pampa 24.2.

Heute Morgen haben wir uns etwas Zeit gelassen. Über Nacht hats geregnet und die frisch gewaschen Velo-Klamotten sind nasser denn je. Zuerst müssen wir dann eh noch in die Stadt, um Geld zu holen. Die Pesos sind uns ausgegangen. Am Dorfplatz eine Lange Kolonne vorm Bankomat. Der ein bewacht unsere Fahrräder der andere mischt sich unters Volk vor der Bank, die stoisch warten. Endlich, mit dem Geld in der Tasche, das bis zur bolivianischen Grenze reichen soll, wollen wir nix wie weg aus dem Kaff mit streunenden Hunden. Wir verlassen uns drauf, dass wir nach Plan nur 700 Höhenmeter zurückzulegen haben und beschliessen keine Zeit und Lust mehr zu haben um mehr Proviant zu kaufen. Ein klassischer Fehler! Unsere Karten sind nämlich nicht exakt genug. Humahuaca liegt auf 2900 und Abra Pampa unser Tagesziel auf rund 3600 Metern. Uns ist aber entgangen, dass dazwischen Höhe Inca Cueva sowas wie ein Pass liegen muss, an die 4000 Meter der uns buchstäblich den Schnaub raubt und uns die Energie aus den Beinen saugt. Andreas und seinem isotonischen Pulver das er uns dagelassen hat sei gedankt, das wir nicht vom Sattel gekippt sind. Aber nach Inca Cueva geht’s dann dafür tatsächlich runter! Grossartig. Wir lassen auslaufen auf der kilometerlangen Geraden vor unserem Ziel. Der Cerro Hunacar, eine riesige Sanddüne links mutet deplatziert an, keine Ahnung wie die hierherkommt, das müssen wir mal noch rausfinden, lassen sie aber im wahrsten Sinne des Wortes links liegen. Man soll hier sogar Sandboarden können. Bereits beim Eingang zum Dorf, rechts das Hostal «Ricon de los Suizos» klar dass wir hier bleiben über Nacht. Die Suizos haben sich hier aber auch dem Standard der Gegend angepasst. Die Zimmer schlicht funktional, uncharmant aber ok. Nur zu essen gabs in dem Strassenkaff nichts. Mussten schliesslich in einem Kiosk auf eine Fertigpizza zurückgreifen, haben dafür aber vom Inhaber noch eine Lektion in Regionalpolitik erhalten und was mit den Regierenden in Buenos Aires alles schiefläuft.

25.2.2016 La Quiaca/Villazon (an der bolivianischen Grenze)

Wir haben dazugelernt und uns vor der Weiterfahrt auf im Zentrum von La Pampa, wenn man denn bei diesem Strassendorf von einem Zentrum reden kann, mit Galletas, Erdnüssen, Turron eingedeckt, um nicht wieder in einen Zuckerast reinzulaufen. War gut so. Doch, kann man im Nachhinein sagen, von den bisherigen Touren hätten wir den Food heute wohl am wenigstens gebraucht. Zuerst weil es immer wieder so Strassensiedlungen gab und zum zweiten und jetzt bist du sicher überrascht, es geht bergab. Ja von Abra Pampa bis zur Grenze ganze 200 m, verteilt auf 80 km. Aber das glaubst Du jetzt nicht -sorry lese grad den Haas, da färbt das ab- das macht dann schon was aus, wenn du so pedalst. Das geht dann fast von alleine. Also das ganze rundherum sieht natürlich nun auch anders aus. Die «Quebrada» was eigentlich so viel heisst wie Schlucht aber eine Schlucht nicht wie du dir das jetzt vorstellst, an der Aare oder an der Linth, so eng, dass du kaum durchpasst. Nein die Quebrada-Schlucht, geformt vom Rio Grande, der eben grad gar nicht so grande war im Moment, weil nicht so viel «Precipitacion» also Niederschlag, aber breit manchmal sicher gefühlte 5 Kilometer das Flusbett voller Kies und verzweigter Flusslauf, aber das habe ich ja schon gesagt. Nun sind wir also in der Puna gelandet. Da ist dann links und rechts von der Strasse so megaflach und die Strasse geht schnurstracks durch geradeaus und eben ein bizzeli durab. Offenbar gibt die Ebene hier agrotechnisch nicht so viel her. Lamas weiden, die schauen ganz schön neugierig. Ab und an eine Kuhherde aber nicht dicke fette, eher die magere Sorte und alles extensiv wies nur sein kann. Wir haben dann die Strategie wieder aufgenommen an der Tankstelle erstmals Kaffee zu trinken und über ebooking, passt ja auch zu ebiken, raus zu finden ob und wos was zum Schlafen gibt. So sind wir dann hier in einem netten Backpacker hostal gelandet, nicht ganz so local aber für das was wir so wollen ganz angenehm. Drum haben wir uns auch entschieden hier einen Velofreitag einzulegen und uns zu regenerieren, zu schreiben, Bilder zu bearbeiten und den Blog zu füllen. Nur das geht leider grad nicht, weil das Internet im ganzen Kaff zu schlapp. Planen also wies in Bolivien weitergeht. Irgendwann wird dann die Aspahltstrecke aufhören aufm Weg nach Uyuni aber bis Tupiza morgen das sollte noch glatt laufen. Dort sehen wir dann weiter.

Tupiza – Bolivia 27.2.16

Hier sind wir nun also angekommen in Tupiza am Ende der Aspahltstrecke. Es ist erst 3 Uhr nachmittags und wir haben schon eingecheckt bei Roberto. Das ging alles ganz flott heute. Wider Erwarten. Sind früh raus heute. Marcela, die vom Backpacker Hotel, hat uns das Frühstück parat gemacht. Mit ihrem selber gebackenen leckeren Kornbrot. Sonst gibt’s ja hier nur diese weisse Pampe. Davon kriegt ich nur schon Magenschmerzen wenn ichs anschau. Also um 7 Uhr waren wir schon beim Zoll unten. Aber zu früh gefreut, ganz die einzigen mit dieser Idee waren wir nicht und haben uns zwischen israelische Rucksackturis und Indios eingereiht in die Schlange einmal von vorn, Ausreise aus Argentinien, dann von der anderen Seite Einreise nach Bolivien. Keine Fragen alles glatt durchgewunken, Geld gewechselt mit einer ganzen Beige Bolivianos durchgestartet so gegen 8. Man hat mich aufs Schlimmste vorbereitet in Bolivien, hart und rau seien Land und Leute. Man muss aufpassen, dass sie einen nicht ausrauben. Die Frauen können auch mal zuschlagen, wenn der Busfahrer z.B. nicht so tut wie frau will. Luca hat ein paar Anekdoten bereit von den kargen, bärbeissigen Bolivianos. Jedoch noch nie so viele winkende Hände und Likes aus fahrenden Autos wie heute und dies obwohl fast kein Verkehr. Wir richtig glücklich endlich angekommen zu sein in Bolivien. Noch einwandfreier Asphalt. Quer durch die Steppe oder Pampa oder Wüste? Viel ausser Steinen und Dornenbüschen gibt’s hier nicht. Nur einmal eine Herde Ziegen mit ihrer Hirtin, die bergan ziehen. Aber das war dann schon. Dort, wos wieder anfing hügliger zuerst und dann gebirgiger zu werden. Seitenttäler dem Rio Tupiza zufliessen. Sogar ein Gümmeler ist hier unterwegs. Das lässt uns schnell unsere Guetzlipause abbrechen. Luca springt auf sein Gefährt und fängt ihn noch im Anstieg ab, überholt ihn mit Satteltaschen und Trailer locker. Der bolivianische Rennfahrer wird wohl seine Trainingseinheiten verdoppeln oder verdreifachen ab morgen oder mit dem Radfahren aufhören. Bei der Abfahrt kommt uns ein sanfter warmer Wind entgegen und ist der Vorbote eines unfassbar schönen Hochtals, das sich nun öffnet. Maisfelder, Lehmhütten, spielende Kinder, weidende Pferde, rote Felseinschnitte, blauer Himmel, weisse Wolken, weit weit weg ein Donnergrollen. Das dann doch näher kommt als uns lieb ist. Wir sind früh dran heute und suchen uns daher eine Scheune, wo wir notfalls unterstehen dürfen, «claro, no hay problema», sagt der campesino. Die schwarze Wand zieht an uns vorüber.

So wie es aussieht ist die Strecke manch Uyuni nicht mit dem Fahrrad zu bewältigen. Offenbar gab’s starke Regenfälle und die Strasse ist zum Teil abgespült, hat viele Löcher und Baustellen, weil sie dran sind sie zu asphaltieren. Oft soll es aber auch einfach Sandpiste sein. Alle die wir fragen, Buschauffeur, Taxifahrer, Lastwagendriver und unser dueno raten uns ab. Uns bleibt der Umweg über Potosi, das wären dann rund 450 zusätzliche km oder der Verlad unserer Velos um an den Salar de Uyuni zu kommen.